Oliver Welter kommt mit seiner Gitarre auf die große Radiokulturhausbühne, setzt sich auf seinen Stuhl und beginnt zu sprechen: „Scheiße, jetzt hab ich das Plektrum vergessen.“
Ein Mann mit seiner Gitarre
Oliver Welter ist Sänger und Gitarrist von Naked Lunch, einer Kärntner Rock-Alternativ-Band, die 1991 gegründet wurde und derzeit eher auf Eis liegt – daher auch die Solo-Tour von Oliver Welter. Seinen ersten Song „Shine on“ kündigt er als neues Naked Lunch Lied an, dass spätestens in 2-4 Jahren auf einem neuen fertigen Album erscheinen wird. Shine on hat wenig Text, der wenige Text geht jedoch ins Ohr. Immer wieder trinkt Oliver Welter von seinem Bier und geizt nicht mit sarkastischen Meldungen. Und eigentlich kann er ja auch gar nicht wirklich gut Gitarre spielen – daher wohl auch das Akustik-Solo Konzert. Nein, Oliver Welter scheint wahrlich ein bisschen Respekt vor der großen Bühne zu haben, wie er auch selbst zu gibt, und will dies durch Witz und Gschichtln überspielen. So erzählt er, dass er den Song „Our weddingday is a funeral“ auf der Hochzeit eines Freundes gespielt hat, die Braut war nicht sehr begeistert.
Mannerschnitten? Nein Danke!
Oliver Welter spielt sowohl alte als auch neue Naked Lunch Songs, wie auch eigene Solo-Lieder, aber auch Songs die er fürs Theater geschrieben hat. Ein schöner Querschnitt aus seinem musikalischen Schaffen, und mit seinen Kommentaren keineswegs langweilig. Er nimmt sich selbst auf die Schippe und erzählt aus dem Musikbusiness: „Früher bekam man einen Kasten Bier, heute zwei Packerl Mannerschnitten und einen Liter Mineralwasser.“ Die Zeiten ändern sich eben. Dennoch liebt Oliver Welter das Bier (trotz einem Bandkollegen, Georg Timber–Trattnig, der an seiner Alkoholsucht starb) und traurige, zynische Klänge. Er fängt Lieder zweimal an, weil er die ersten gespielten Akkorde scheiße findet, flucht ein bisschen auf der Bühne und läuft ziellos rum. Das neue Arcade Fire Album sei „eine Niederlage“ und klinge wie die E Street Band, aber ohne Bruce Springsteen, so Welter. Wenig abgehoben und sehr ironisch erzählt er aus seinem Leben und singt seine Lieder. Dennoch möchte man ihn am Ende in den Arm nehmen und sagen: Das passt alles schon so.
Oliver Welter, am 20. September 2010 im Radiokulturhaus, Wien.
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