Leben? Zuhause? in eine neue Wohnung? WG? in einen neuen Abschnitt? in den Alltagstrott?
oder einfach nur Umzug?
Sie geht die Straße entlang, vorbei an dem seltsamen Pub, bei dem immer jemand vor der Tür steht und eine Zigarette inhaliert, quer über die stark befahrene Straße, bei der es keine Ampel gibt, und man immer um sein Leben bangen muss. Vorbei am Müllplatz, bei dem immer seltsame Dinge vor den Müllcontainern stehen und vorbei am Kinderspielplatz, an dem die Schaukel oft unberührt bleibt. Hinein durch die Glastür, aufsperren und auf den kühlen, dunklen Gang. Post? Noch immer bekommt sie Post von Leuten, die vielleicht vor zwei Jahren in ihrem Zimmer gewohnt haben. Sie sperrt die Tür auf, geht in die Wohnung, dann in ihr Zimmer. Staub am Boden, halbleere Kästen und eine ausgetrocknete Zimmerpflanze blicken ihr entgegen. Sie seufzt.
Umzug vor einem Jahr. Sie hat die Möbel durch das Fenster in das neue Zimmer geräumt. Das Fenster ist klein, die Wohnung im Erdgeschoss. Sie hasst es, Angst, Menschen, unruhige Nächte und Dunkelheit. Sie redet es sich schön. Sie hat die Wohnung nicht für sich allein, WG, sie mag es, manchmal. Wenn sie mit H. am Tisch sitzt, der zur Hälfte in der zweiten Toilette steht, und Baileys trinkt. Sie lachen, sie reden. Manchmal mag sie es aber auch nicht. Keine Ruhe, es ist immer jemand da. Es ist laut. Sie will alleine sein.
Umzug heute. Sie packt die übrigen Sachen, die sie eigentlich nicht braucht in ein großes IKEA-Sackerl. Was tun damit? Was tun mit 5 Verteilern, mit 3 kleinen Teppichen, mit einer Gitarre? Alles gerade mal vor einem Jahr gekauft. Trennung … von all den Sachen die sie für sich gekauft hat. Neuanfang?
Sie packt die Sachen und geht den Weg zurück, vorbei am Spielplatz und an der rauchenden Kellnerin. Die Stiegen rauf zur Wohnungstür, 2. Stock. Sie öffnet die Tür. Er kommt ihr entgegen, lächelt sie an und küsst sie auf die Wange: „Hallo!“. Sie stellt die Sachen auf den Boden. Zuhause.
Zu Beginn hatte sie Angst, Angst, dass es nicht ihr zuhause werden kann, sondern dass es seines bleibt. Dass es ein Zuhause auf Zeit ist, auf kurze Zeit. Dass sie in einem Jahr wieder umziehen muss, so wie immer. Dass nirgendwo ihr zuhause sein kann. Doch wenn sie jetzt die Wohnungstür aufsperrt, sich auf das Sofa setzt und das gemeinsame Regal betrachtet, dann weiß sie, dass es auch ihr zuhause sein darf. Für Länger.
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