Am Sonntag, 07. November beehrte Gisbert zu Knyphausen Wien. Und ich hab es nun endlich geschafft auch mal eines seiner Konzerte zu besuchen, restlos ausverkauft war es ja wie immer schnell, doch ich war schneller.
Als Vorband brachte Gisbert den deutschen Nils Koppruch mit ins Chelsea. Nils Koppruch ist manch einem vielleicht von der Hamburger Band „Fink“ bekannt, die 7 Alben herausbrachte, sich aber dennoch 2006 auflöste. Koppruch aber bleibt Vollblutmusiker. Er steht alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne und singt. Sein erstes Solo-Album heißt „Den Teufel tun“, sein neues Album „Caruso“. Aus diesem stammt auch das Lied „Kirschen“:
Jeder Tag ruft deinen Namen, ich wünsch Glück an allen Tagen
nicht’s ist besser als ne liebe auf der Welt
Kirschen gibt’s an Sommertagen nur solang die Bäume tragen
und lebend gehen wir nicht mehr aus der Welt
Texte, die romantisch sind, spielerisch und trotz Melancholie locker wirken. Das macht wohl auch einen guten Pop-Song aus. Schwere, die nicht im ersten Moment erkennbar ist, aber trotzdem mitschwingt, bei jeder einzelnen Silbe, bei jedem einzelnen Ton.
Koppruch steht auch der Bühne und meint: „Ich dachte mir, heute ziehst du mal den guten Anzug an. Jetzt hängen hier überall die Plakate, auf denen ich genau den gleichen Anzug anhabe.“
Als er ein Lied von Fink singen will, vergisst er mitten drin den Text, aber man muss ja nur die wichtigen Stellen können, meint er und singt den Refrain. Ein Künstler der die Musik wirklich liebt und den man unbedingt hören sollte.
Es folgte Gisbert zu Knyphausen mit Band. Gisbert, der eher durch seine schrulligen Texte und seinen eigensinnigen Witz darin bekannt ist, wirkt auf der Bühne so gar nicht verrückt. Im Gegenteil, er macht Witze über seinen rosaroten Gurt, der seiner Meinung nach der hässlichste war. Dies war auch der Kaufgrund. Er fragt das Publikum wie es denn so geht und tritt sogar in Dialog mit Einzelnen. Publikumsnah und so gar nicht schrullig.
Doch die Texte wunderbar, wie beispielsweise Sommertag:
Und manchmal glaube ich, dass nichts mehr wichtig ist.
Ich treibe ziellos bis zum Tag, an dem ich sterbe, jaja.
Doch gerade dann, wenn ich dann wirklich nicht mehr weiter will,
liegt mein gepflegter Pessimismus in Scherben.Und alles, was mir dann noch übrig bleibt:
Ein bisschen Zweisamkeit als Zeitvertreib.
Das bisschen Herzschmerz, das bisschen Herzschmerz
tut doch gar nicht so weh.
Der Höhepunkt lag ziemlich am Ende des Konzerts, als laut und leise sich abwechselten: Einmal Gisbert der singt, und dann die Band, die lautstark einsetze und rockte. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte ich mir gewünscht, denn ein bisschen traurig machte er mich schon: „Hurra! Hurra! So nicht.“ Aber so ist das eben auch bei Songwritern.
Fotos wie immer auf Flickr.
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