Kunst & Kultur

Black Swan: Zwischen Sehnsucht und Halluzination

24. Januar 2011

Black Swan Plakat von filmstarts.de

Black Swan Plakat von filmstarts.de

Nicht nur jetzt, nach den Golden Globes (wo der Film vier Nominierungen und einen Preis erhielt), sondern bereits davor war der Film „Black Swan“ in aller Munde. Ein Film der einmal wieder polarisiert, und doch von den meisten als „sehr gut“ angesehen wird. Doch was steckt dahinter?

Zwischen Wahnsinn und Kitsch.
In der Hauptrolle sehen wir die Balletttänzerin Nina, gespielt von Natalie Portman, deren größter Traum es ist die Hauptrolle in „Schwanensee“ tanzen zu dürfen. Direktor Thomas will eine Neuinszenierung des Stückes auf die Bühne bringen und lässt auch Nina vortanzen. Nina ist seiner Meinung nach der perfekte weiße Schwan, unschuldig, grazil und zerbrechlich, doch den schwarzen Schwan, der selbstbewusst, sinnlich und verführerisch ist, steckt nicht in Nina. Nina will dies jedoch nicht wahrhaben und bittet Thomas ihr die Rolle zu geben. Thomas küsst sie, Nina beißt ihm dabei in die Lippen. Daraufhin bekommt die junge Ballerina ihre Chance und somit die Rolle.

Nina’s Mutter behandelt ihre Tochter wie ein 13-jähriges Kind. Nina hat keine Freunde, ein pinkes Zimmer und wird von ihrer Mutter gehegt und gepflegt. Sie ist Mama’s kleines Mädchen, keine Frau. Sie unterdrückt ihre Sexualität und ihren eigenen Willen. Doch sie will ein Star werden. Ihr Perfektionismus und ihre jetziges Leben stehen ihr dabei im Weg. Je mehr sie sich mit der Rolle des schwarzen Schwans auseinandersetzt, desto mehr gerät ihr Leben aus den Fugen. Sie widersetzt sich ihrer Mutter, lehnt sich auf und versucht auszubrechen. Sie halluziniert und gibt sich ihren Gedanken und Sehnsüchten hin.

Ausbrechen.
„Black Swan“ startet träge und zeigt den Alltag von Nina. Ohne viel Tragik, ohne viel Action. Der Zuschauer wird langsam und vorsichtig an die Geschichte herangeführt und die Spannung baut sich erst nach und nach auf. Am Ende entlädt sich alles. Zwar ein klassischer Spannungsbogen, dennoch ein etwas mühsamer. Doch bei „Black Swan“ auch irgendwie passend, denn der Film lehnt sich an Schwanensee an. Nina kann sich nur durch die „Liebe“ befreien, oder besser gesagt durch die Lust und die Sehnsucht, die sie nicht weiter unterdrückt, sondern der sie freien Lauf lässt. Sie lässt sich nicht mehr einsperren, sondern versucht auszubrechen.
Dennoch wirken diese Ausbrüche immer halbherzig.

Apropos Halbherzig…
Der Film ist durchkonzipiert. Die Kleider sind wunderschön, die Verwandlung am Ende des Filmes erstaunlich umgesetzt, wenn gleich das ständige zittern etwas übertrieben wurde. Die Choreografien und teilweise auch die Kameraführung ziehen einen in den Bann. Doch all dies, passiert erst am Ende. Erst am Ende wird es spannend und erst am Ende hat man das Gefühl hinsehen zu müssen. Da fragt man sich schon, warum das so ist. Denn man hätte es mit Sicherheit besser machen können, und dass es Darren Aronofsky besser kann zeigte er bereits bei „Requiem for a Dream“, ein Film bei dem man gar nicht wegsehen kann. Bei dem sowohl Kameraführung als auch Musik perfekt ineinander übergehen. Ein Film den man gar nicht mehr hätte besser machen können. Bei „Black Swan“ hat man das Gefühl, dass der Biss fehlt. Man hat sich zu sehr auf die Rollen und weniger auf das filmische konzentriert. Natürlich gibt es wunderschön inszenierte Tanzszenen, doch etwas fehlt.

Lichtmomente
Bei diesem Film vermisse ich die gewagten und unkonventionellen Kameraführungen, die bei „Requiem for a Dream“ so fesselnd waren. Diese hätten dem Film gut getan, gerade zu Beginn, wo die Story nur leicht dahin plätschert. Die Musik ist bei „Black Swan“ passend: Die verschiedensten Variationen von Schwanensee wirken nicht plump oder langweilig, sondern vielmehr deuten sie den Verlauf der Geschichte an ohne penetrant zu sein. Am spannendsten sind in diesem Film jedoch die Schauspieler und deren Rollen, allen voran natürlich Natalie Portman, die die Verwandlung der Nina unglaublich dramatisch und sensibel darstellt. Portmans Gesicht verändert sich im Laufe des Films, und bewegt sich zwischen Angst und Wahn. Mir persönlich weint Nina ein bisschen zu viel, es hätte drastischer sein können, eine stärkere Verwandlung. Doch nicht nur Portman auch Mila Kunis ist zu erwähnen, sie spielt Lily, den perfekten schwarzen Schwan. Die Beiden kommen sich näher, gehen aus und durch Lily entstehen sexuelle Fantasien bei Nina. Eine Szene die die Geschichte vorantreibt und Spaß macht, auch was die Kameraführung betrifft. Lily und Nina tanzen im Club, die Lichter flackern, die Musik dröhnt und die Kamera zeigt Ausschnitte.

Fazit.
„Black Swan“ ist ein Psychothriller, an manchen Stellen komisch an den meisten ernst und an einigen künstlerisch, vor allem wegen dem Ballett. Der Film orientiert sich an „Schwanensee“ und ist eigentlich eine filmische Adaption der Geschichte. Nina, eine perfektionistische Ballerina auf der Suche nach ihrem schwarzen Schwan. Wundervolle Schauspieler, wundervolle Kostüme, wundervolle Tanzszenen. Obwohl der Film nicht das ist was man vielleicht erwartet (weil man irgendwie ja immer mehr erwartet), ist er dennoch sehenswert. „Requiem for a dream“ darf man in diesem Film aber nicht suchen.

Hier der Trailer:

No Comments

Leave a Reply