John Galliano: Spring Summer Kollektion 2008 (RTW) in Paris
Der britische Modedesigner John Galliano macht nicht nur Mode, sondern auch Show. Seine Modeschau zur SS Kollektion 2008 (RTW) in Paris, ist eine Reise zurück zu Marilyn Monroe, Unschuld und Jahrmarktszenerien. Galliano greift die Modegeschichte der 20er bis 40er Jahre auf und interpretiert sie neu. Der Zuschauer bekommt, wie auch auf einem Jahrmarkt, Spektakel geboten.
Eingeleitet wird die Modeschau durch eine Jahrmarktmelodie, danach folgt ein Lied, dass wie aus einem alten Film der 40er oder 50er Jahre klingt. Die Models müssen auch in dieser Show, schauspielerisches Talent besitzen. Die Inszenierung erinnert mehr an ein Theaterstück als an eine Modeshow. Genau dafür ist Galliano bekannt, bereits in der Herbst/Winter Kollektion 2007/2008 brachte er theatrale Elemente in seine Show ein, und wurde vom Publikum gefeiert. Die Models gehen nicht stock steif den Laufsteg entlang, sondern sind locker und bringen tänzerische Elemente in ihren Lauf mit rein. Der Gesichtsausdruck ist nicht kalt und ausdruckslos, sondern verändert sich. Die Models spielen mit dem Publikum, sie werfen Kusshände zu und bedienen sich der Requisiten. Eine Schau, die alles andere als Langweilig und Alltäglich ist. Galliano verpackt die Modegeschichte in eine eigene Geschichte, angelegt ist diese an den Dokumentarfilm „Grey Gardens“.
Schau-spiel
Der Laufsteg stellt vielmehr eine Bühne dar, einen theatralen Raum mit Requisiten, Bühnenbild und verschiedenen Stationen. Dadurch ist der Laufsteg unüblich lange. Die Bühne zeigt primär einen Jahrmarkt, im Hintergrund steht ein großes Karussell, dass sich dreht. Ein Jahrmarkt weist zwei unterschiedliche Facetten auf. Auf der einen Seite die Zuckerwatte, die Freude und der Spass, auf der anderen Seite das mysteriöse, geheimnisvolle und obskure Gestalten. Galliano bedient beide Fantasien.
Der Laufsteg verläuft nicht gerade, sondern kreisförmig. Es gibt jedoch zwei verschiedene Ein- beziehungsweise Ausgänge. Die Models durchlaufen verschiedene Stationen. Eine Station erinnert an die berühmte Marilyn Monroe Szene, der Wind bläst, und der Rock beginnt zu flattern. Die Models spielen hier das naive, sexy Mädchen und werfen dem Publikum Kusshände zu. Bei einer Station sind alte Fernsehgeräte aufgestellt, bei einer anderen wiederum ein Tisch und Sessel, die völlig in Silber gehalten sind. Ein Teil des Laufstegs wirkt wie eine Brücke durch das Geländer. Dieser Teil ist in rotes Licht getaucht, und erinnert somit auch an ein Bordell. All diese Stationen werden farblich und themenmäßig auch in den Kleidern aufgegriffen.
Weiche, kurze Chiffon Kleider in Rosa oder mit Blümchen-Print. Die Kleider wirken naiv und süß durch den Stoff und die Farbe, der kurze Schnitt ist sexy und dennoch unschuldig. Die Schuhe sind abgewandelte Ballettschuhe mit Absatz. Unter den Schuhen werden weiße Socken getragen. Ein No-Go, das hier gebrochen wird, und gut zum Gesamtbild passt. Die Haare sind zunächst mit Gold verziert, die Schminke süß, mit Rosa Wangen und blauen Augen. Es wird das Bild eines jungen, niedlichen Mädchens gezeigt, dass Spass hat.
Kurz darauf wechselt das Bild von naiv auf verrucht. Die Schminke wird härter, die Haare werden grau. Die Kleider sind länger und edler. Dennoch in Rosa gehalten und aufreizend. Die Weißen Socken unter den Schuhen verschwinden. Die Models tragen prunkvollen, großen Schmuck. Galliano spielt mit den Kopfbedeckungen, vor allem mit den Tüchern, die früher am Strand getragen wurden. Er spielt hier mit Form und Farbe, sie wirken fehl am Platz, die Farben sind dunkel und passen nicht zu den übrigen Pastellfarben. Galliano bringt bei den Bademoden auch die Badehaube mit ins Spiel. Der 20er Jahre Hut wird von Galliano ebenfalls aufgegriffen. Die Silber-Schwarzen Kleider sind sehr verspielt, voller Rüschen und kurz gehalten. Die Models wirken spacig, durch die Kleider, die Schminke und den 20er Jahre Hut, der mehr wie eine edle Badehaube aussieht.
Am Ende der Schau wird viel Rot und Schwarz gezeigt. Die Abendroben sind aufwendig gearbeitet mit Stickereien, Tüll, Chiffon und Rosenapplikationen. Farben die sich stechen werden zusammengemixt. Die Models sind stark geschminkt und haben die Haare streng zusammengebunden, so erinnern sie an Flamenco Tänzerinnen.
Alt trifft neu
John Galliano spielt in dieser Kollektion mit der Historie der Mode. Er bringt zwar nichts Neues auf den Laufsteg, interpretiert jedoch die alten Kleider und verfremdet diese. Auf den ersten Blick mag das langweilig und einfallslos klingen, dennoch schafft es Galliano die Mode durch die Inszenierung und die ansprechenden Kleider spannend zu machen. John Galliano gilt als der Kostümbildner unter den Modemachern, daher auch die aufwendige Inszenierung. Die Kleider selbst sind entweder in pastelligen Farbtönen wie Rosa, Weiß und Hellblau gehalten, oder in „harten“ Farben wie Schwarz, Rot und Silber. Die pastelligen Kleider wirken luftig, durch das Rüsch und das niedliche. Die schwarzen Variationen sind teilweise strenger und schnörkelloser. Dies liegt jedoch auch an der Zeitreise die Gallianos Kollektion durchmacht. Die Zeitsprünge werden durch eine Jahrmarktsmelodie eingeleitet. Die Models tanzen, laufen und lachen, sie benehmen sich der Zeit und der Station entsprechend. Die Mode ist weiblich und verspielt. Galliano versetzt den Zuschauer in eine unbeschwerte, fröhliche Zeit.
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