Ja, richtig gelesen. Es gibt heute zum ersten Mal in über 5 Jahren Pixi mit Milch einen Gastbeitrag. Mal abgesehen von meinem „31 Tage – 31 Fotos“-Projekt 2010. Ich lese den Blog „Die Gute Güte“ von Caro schon sehr lange und liebe ihre wunderbaren Salzburg-Tipps, ihr lustige Art zu Schreiben und ihre neue Fäschn-Reihe. Auch ihre Tour de Burger für Salzburg möchte ich an dieser Stelle erwähnen. Wie ihr seht, gibt es da doch einige Parallelen und aus diesem Grund dachte ich, dass ein Gastbeitrag von Caro hier eigentlich ganz ausgezeichnet passen würde. Und als Salzburg-Insiderin gibt euch Caro ein paar Tipps für euren nächsten Salzburg-Trip. Los geht’s:
06.00 Uhr
Nehmen wir an, es ist Donnerstag und nehmen wir an, es ist Schönwetter. Bei solchen Bedingungen weiß der Salzburg-Intimkenner natürlich sofort, wohin er sich zu wenden hat. Ein Gang zur Salzburger Schranne steht an. Kennern ist selbstverständlich bewusst, dass man auf diesem größten Wochenmarkt Österreichs nur in den frühen Morgenstunden den frischesten Babyspinat aus dem Walserfeld bekommt. Jeder, der nach 07.00 Uhr auftaucht, kann nur Tourist sein und wird maximal scheel aus einem der umliegenden Gastgarten beäugt.
08.00 Uhr
Hat man seinen handverlesenen Sauerampfer bei der runzeligsten Altbäuerin des Marktes erworben, ist Zeit für’s Frühstück. Natürlich begibt man sich dazu in keines der klassischen Kaffeehäuser (wie touristisch!), sondern geht dorthin, wo es aussieht und schmeckt, wie im eigenen Wohnzimmer. Man weiß schließlich aus langjähriger Erfahrung, dass die drei Tische, die hinter der Budl der Bäckerei Holztrattner (Filiale Schanzlgasse) stehen, für kaffeetrinkende Gäste gedacht sind. Und, dass man hier das günstigste Frühstück der Stadt kriegt, mit Semmerln direkt vom Traditionsbäcker seit 1350. Na also.
10.00 Uhr
Nach Verdrückung seines Nusskipferls ist man gewappnet für ein Verdauungsschläfchen. Nachdem ja, wie gesagt, Schönwetter herrscht, begibt man sich zum Rest der städtischen Jugendkultur an die Salzach. Dort nickt man wissend den ebenfalls geübten Salzachsitzern zu und rollt mit den Augen, wenn man die Touristenfamilie aus Holland bemerkt, die dann Abhang zwischen Kai und Ufer hinunterkugelt. Amateure!
14.00 Uhr
Da man sich zu Mittag nur einen Snack einverleiben möchte, nimmt man den einzig legitimen Grund wahr, als Nicht-Tourist die Getreidegasse zu durchqueren: Man läuft Kameraslalom und huscht hoffentlich unfotografiert zum Balkan Grill im Getreidegassen-Durchhaus und genehmigt sich beim ältesten Bosna-Dealer des Landes eine Nummer 2 (Zwiebel, Petersilie, Senf, Gewürze. Sonst nix).
15.00 Uhr
Hat man sich auf dem Rückweg wieder durch das Gewühl gekämpft, ist Zeit, etwas Ausblick zu gewinnen. Anfänger würden jetzt die Steinterrasse beehren, wo man von unfreundlichen Kellnern überteuerte Aperol-Spritzer serviert kriegt. Zum Glück weiß man es besser und erklimmt stattdessen die Dachterrasse des Unipark Nonntal. Dort gibt es das Unikum Sky, jede Menge Studenten und Panoramablick auf die Festung.
17.00 Uhr
Um 17 Uhr tut man vor allem eines NICHT: Sich in die gröbere Nähe einer Salzburger Verkehrsader zu bewegen. Einen Kebab in der Ignaz Harrer-Straße holen? No Way! Mal schnell über die Stadtautobahn zum Ikea? Amateur! Stattdessen pflanzt man sich ins möglichst Grüne. Etwa in den Volksgarten. Dort kann man Müttern zusehen, die ihre Kinder am Spielplatz anbrüllen, ein paar Enten im Teich jagen und in den Sommermonaten dem Salzbeach frönen. Dort gibt es 500 Tonnen Sand mitten auf der Wiese, samt Beachvolleyballplatz und Strandkörben. Dort hinein begibt man sich etwa mit dem aktuellen mosaik – zeitschrift für literatur und kultur – schließlich ist man ein Connaisseur der studentischen Literaturszene und möchte das auch bleiben. Hat man genug Sand in den Schuhen, gönnt man sich noch ein Vorabend-Schnapserl beim Sporer. Der befindet sich zwar mitten im touristischen Epizentrum, aber Kenner wissen natürlich, dass dort an der Budl trotzdem immer nur besoffene Einheimische stehen. Wohlfühlgarantie.
18.00 Uhr
Ist ein gepflegtes Abendessen genehm, gibt es in Altstadtnähe wenige Adressen, zu denen man sich trauen kann, ohne beobachten zu müssen, wie am Nebentisch Salzburger Nockerl für deutsche Großfamilien geordert werden. Zum Glück gibt es den Johanneskeller beim Priesterseminar in der Dreifaltigkeitsgasse. Man weiß schließlich, dass dort das ehemalige Team des früher heißgeliebten Zirkelwirt kocht und serviert – und wer neben einem Pfandl Kasnocken auch noch Lesefutter braucht, findet im gleichen Gebäude den besten Buchdealer der Stadt – die Rupertus Buchhandlung.
20.00 Uhr
Ist die Wampe noch nicht übervoll, ist jetzt Zeit für’s Murphy’s Law. Im schönsten Pub der Stadt (das noch dazu rauchfrei ist), hält man zwischen 19 und 20 Uhr schließlich Happy Hour.
22.00 Uhr
Hat man sich etwas eingetrunken, kann der Abend so richtig starten. Natürlich weiß man, dass man um den Rudolfskai, der gemeinhin die Fortgehmeile der Stadt genannt wird, den größten Bogen machen muss, den die Stadt erlaubt (außer man hat Bock auf schlägernde 16jährige). Stattdessen beehrt man die andere Seite der Salzach und schaut, ob man wahlweise im Alchimiste Belge einen Platz zum belgischen, oder in der Beffa Bar einen Barhocker zum internationalen Biergenuss ergattern kann. Ist beides rappeldicht, bleibt immer noch das nahe Schnaitl übrig. Dort spielt man Wutzler und Dart, bis Sperrstunde ist und auch noch das letzte Faktotum das Etablissement verlassen muss.
04.00 Uhr
Natürlich will man jetzt noch um’s Verrecken nicht heimgehen, also steuert man die Schwarze Katze (Anmerkung: Leider hat die Schwarze Katze mittlerweile seine Pforten geschlossen) an. Die sperrt immerhin gerade erst auf. Dort lässt man zwischen dem klassischen Publikum, bestehend aus leichten Mädchen und Taxifahrern, den gelungenen Tag ausklingen. Alle Touristenfallen wurden erfolgreich umschifft. Darauf einen Jägermeister!
Über die Gastautorin:
Caro wohnt in Salzburg, mag Design, Katzen, Bücher und Essen und richtet gerne Chaos in ihren vier Wänden an. Und auf ihrem Blog „Die Gute Güte“ schreibt sie das alles auf.
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8 Comments
Servus!
Im Großen und Ganzen nett geschrieben!
Einzige Änderung meinerseits wäre auf der Schranne ein SUPER BACKHENDERL zu schmausen, anstatt den Bosner Ausflug in die linke Altstadt… 😉
Man kann seinen Insider Stadttag nach der Schranne in der ehemaligen Schwarze Katze kulturell weiterführen. Es ist jetzt das Atelier Thomas Selinger eingezogen und präsentiert handgemalte Kunstwerke und man kann dem Künstler über die Schulter schauen. Von 10-18uhr. Mo-Fr
schwarze Katze gibts seit 3 Jahren nimma – soviel zu Insidertipps. @wicked eye – also wundert es mich nicht, dass du dort keine Touristen gesehen hast 😉
Liebe Susa,
also, ich hab jetzt nachgefragt und erfahren, dass die Schwarze Katz etwa seit dem Herbst/Winter zu hat. So senil, wie ich kurz geglaubt hab, bin ich also doch noch nicht 😉
Alternativ könnte man noch ins Intermezzo gehen. Das ist um’s Eck von der Ex-Katz (RIP), hat aber leider „nur“ bis 05.00 Uhr offen 🙂
LG
Hehe, das ist echt eine schöne Idee für einen Reiseführer, mal etwas anderes 🙂 Mit diesen Tipps kann ja nichts mehr schief gehen!
Hallihallo! Schöner Beitrag! Aber eine Frage: Hat die Schwarze Katze nicht vor zwei, drei Jahren zugesperrt? Oder hat die dann neu eröffnet? 🙂 glg Elisabeth
Hey 🙂
Ja, wie ich mittlerweile weiß, hat die leider zugesperrt. Aber sicher nicht vor Jahren, eher vor Wochen 😉
LG!
die Schranne ist wirklich einen Besuch wert! Dort gibt es die köstlichsten Produkte – aber am liebsten habe ich die Gemüsesackerl gekauft die eine alte Dame angeboten hat! Ich glaube nicht, das die noch dort steht – aber sie war mein persönliches Highlight auf der Schranne! Vllt. weil sie mich so an meine Uroma erinnert hat <3 Die schwarze Katze ist ein echter Geheimtipp – dort habe ich noch nie einen Touristen gesehen 😉
liebe Grüße