Das Internet ist schnelllebig. Jeden Tag etwas Neues, Besseres und Innovativeres, das man sich auf jeden Fall anschauen muss und „the next big thing“ werden könnte. Man muss immer up to date bleiben, immer online sein, immer Neues ausprobieren. Denn Neues gibt es schließlich immer!
Während ich mich in den vergangenen Monaten damit angefreundet (oder sagen wir: bekannt gemacht) habe, was im letzten Jahr aus Snapchat geworden ist, bringt Instagram auch schon den nächsten „heißen Scheiß“ raus: Instagram Stories. Genau in dem Moment, in dem sich alle gerade mal ihr lauschiges Wohnzimmer auf Snapchat aufgebaut und eingerichtet haben. Man hat doch eben erst begonnen, sich in diesem Social Network wohl zu fühlen und dann das: Ein Abklatsch von Snapchat auf Instagram. Ein Feature-Launch, der bei vielen zu einer kleinen Sinnkrise geführt hat. Soll man nun weiterhin Snapchat nutzen, den Ort, an dem man man selbst sein kann und sich geborgen fühlt. Oder soll man doch auf Instagram Stories umsteigen, wo man eigentlich mehr Leute erreichen kann, aber alles viel professioneller ist. Muss man sich denn überhaupt für das eine oder andere entscheiden? Soll man nicht vielleicht lieber unterschiedlichen Content für beide Plattformen produzieren? Fragen, die sich vorletzte Woche irgendwie jeder stellte und letzte Woche jeder für sich beantwortete. Die einen ganz für sich, die anderen öffentlich, auf Snapchat und Instagram Stories versteht sich. Nicht jeder gleich, aber viele so:
Snapchat wird primär dazu genutzt, seinen Alltag zu zeigen. Seinen Alltag, wie er „wirklich“ ist: Man wacht auf und macht vor dem Aufstehen noch einen Snap aus dem Bett. Ungeschminkt und im Pyjama natürlich. Danach gibt’s erstmal Morgensport und Frühstück. Beides muss auch auf Snapchat kommuniziert werden. Danach nimmt man seine Follower mit durch seinen Alltag, der sich entweder im Home Office oder am Weg zu Terminen beziehungsweise Blogger Events abspielt. Am Abend geht’s dann direkt auf das nächste Blogger Event oder eine hippe Party, oder einfach nur ins Bett. Auf Snapchat zeigt man aber nicht nur sein ungeschöntes Leben, sondern auch seine Emotionen. Man snappt wenn man glücklich ist, wenn man traurig ist und natürlich auch wenn man sich über etwas ärgert. Schließlich ist man real. Und real ist eben doch ein bisschen mehr als nur „die schönen Dinge des Lebens“.
Und das jetzt auf Instagram? Der Plattform, bei der sich doch alles um „die schönen Dinge des Lebens“ dreht? Bei der man nicht nur sich, sondern auch alles andere stylt, um das „perfekte Foto“ zu bekommen. Der Plattform, die sich in den letzten Jahren professionalisiert und sogar eigene Instagram-„Blogger“ hervorgebracht hat? Puh, da mussten viele erstmal schlucken und ganz tief durchatmen. Und weil man auf Instagram einfach nicht so real sein kann und will wie auf Snapchat, gibt’s hier dann weiterhin den „professionellen“ Content. Also das Frühstück, das zwar hübsch aussieht, aber man nicht schon wieder in seinen Feed posten kann. Oder das Outfit, das zwar fesch ist, aber nicht besonders genug. Und für all jene, die es ein bisschen realer haben möchten, verweist man einfach auf seinen Snapchat Account. Eh klar.
Eh klar? Na, ich weiß ja nicht! Denn während alle Content produzieren, immer und überall – und nein, ich nehme mich da gar nicht aus – bin ich heute morgen im Bett gelegen und habe all diesen Content mal konsumiert. Oder habe es zumindest versucht. Denn nach 90 Minuten Snapchat und Instagram Stories war noch immer kein Ende in Sicht und in mir tat sich die Frage auf: Warum? Warum müssen wir so viel (zum Teil unfassbar unnötigen) Content produzieren und wer zur Hölle soll das alles nur konsumieren? Möchte ich wirklich so viel Zeit in das Leben anderer investieren, wenn ich doch eigentlich ein eigenes habe? Ein eigenes Leben, ganz für mich? Und macht mich das alles überhaupt glücklich?
Ich bin gerade dabei die Antworten für mich zu finden.
1 Comment
Liebe Pixi, mit dem Text und vor allem den Fragen am Ende zeichest du mal wieder ein scharfes Bild für ein aktuelles Problem bzw. ein wiederkehrendes. Selbst stelle ich mir diese Fragen auch immer wieder und obendrein immer öfter. Der viele Content anderer stresst mich zudem und ich empfinde ihn als großen Druck. Viel Content, viele Follower. It’s that simple. Ein Snap und ein Instagram-Post sind einfach schnell gemacht und zudem unmittelbar, denn es gibt keinen langen Text, den das Publikum lesen muss, um zu wissen was Sache ist. Gern hätte ich mehr Follower, aber noch lieber eine wachsende Leserschaft am Blog. Schon morgens oder generell am Tag 90 Minuten auf Social Media verbringen? Das will ich aber nicht. Genauso wenig möchte ich verschlafen mit der Community aus dem Bett kriechen und hab mit Snaps gar nicht erst begonnen. Wenn ich das aber nicht will, bin ich hier dann vielleicht grundsätzlich falsch? Ist das die Zukunft des Bloggens? Das sind meist die letzten Fragen, die ich mir zu dem Thema stelle. Vielleicht findest du darauf ja auch eine Antwort…;-) Liebe Grüße!