Mode & Beauty

„Keine Fotos!“ – „Und warum nicht?“ – „Äh…“

21. Dezember 2011
KeineFotos

Gerade zur Weihnachtszeit boomen die Designermärkte in Wien. Vom Fesch’markt bis hin zum Wintermarkt der Akademie der bildenden Künste Wien. Auf Designermärkten darf geschaut, bestaunt und natürlich auch gekauft werden. Nur eines darf man offenbar nicht: Fotografieren. Doch warum eigentlich nicht?

KeineFotos
Keine Fotos!

Die Sache mit dem fotografieren
Foxy hatte das Problem mit dem Fotografieren in einem Lokal, ich hatte es am Wochenende am Wintermarkt der Akademie der bildenden Künste Wien im Semperdepot. Dort habe ich natürlich geschaut, bestaunt, zwar nichts gekauft, dafür aber eben fotografiert. Was nicht bei jedem Jungdesigner gut angekommen ist. Die meisten haben es zugelassen, ein junges Mädchen hat sogar für mich geposed, während sie gerade neue Ohrringe gebastelt hat. Während andere offen mit der Kamera umgehen und sich sogar ins rechte Licht rücken, reagieren andere unwissend oder überheblich. Zwei Situationen waren für mich jedoch besonder interessant.

„Keine Fotos, bitte. Wobei … vielleicht doch!“
Ein Mädchen war sehr irritiert, als ich ihre kleinen „Ohrigami„-Kunstwerke fotografiert habe. Sie meinte zunächst: „Keine Fotos, bitte. Wobei …“ Nach kurzem Nachdenken fand sie es dann doch okay. Warum das Zögern? Weil ihr so etwas noch nie passiert war und sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Interessant, dass sich Jungdesigner damit nicht beschäftigen. Womit wir wieder beim Fashioncamp wären, bei dem bereits diskutiert wurde, dass junge Designer oft gar nicht wissen, wie sie richtig mit Presse und Co umgehen sollen. Man sollte denken, Leute, die auf einem Markt der Akademie der bildenden Künste Wien ihre Sachen ausstellen, hätten zumindest ein wenig Erfahrung. Denn viele Aussteller sind Studierende der Akademie, die früher oder später mit ihren Arbeiten ihr täglich Brot verdienen möchten. Schade, dass die Akademie offenbar nur auf die Produktion von Designs und nicht aber auf die Vermarktung dieser ausgelegt ist. Denn die Vermarktung der eigenen Marke ist mitunter das Wichtigste. Was bringt schließlich eine gute Idee, wenn man sie nicht vermarktet und an das Publikum bringt? Wo wir wieder bei der Presse und Blogs wären, die unter anderem genau das machen: Marken und Produkte vorstellen und eben Fotostrecken von Wintermärkten mit einem gewissen Publikum teilen. Nichts, vor dem man als Designer Angst haben müsste, oder?

gestrickter Rahmen
Reflektiert betrachtet …

„Keine Fotos!“
Zwei junge Männer waren weniger freundlich und meinten sofort ziemlich harsch: „Keine Fotos!“. Auf die Frage nach dem Warum antworteten sie, dass man vorher hätte fragen müssen. Ich verstehe das, und frage freundlich. Die Burschen bleiben beim „Nein“. Meine Begleitung fragt, ob sie denn keine Presse möchten. Die Person die daneben steht meint: „Achso, Presse!“ Einer der Jungs meint dann aber: „Na, die ist viel zu jung für Presse.“ Man mag vielleicht fragen, warum ich mich denn an dieser Stelle nicht vorgestellt habe. Ganz einfach: Weil mir die beiden Jungs viel zu unfreundlich reagiert haben. Der letzte Satz brachte mich ein bisschen zum Schmunzeln, denn so viel älter als ich sahen die beiden nun auch nicht aus. Und in der Position, so einen Satz von sich zu schießen, waren sie schließlich auch nicht. Denn sie wollen ihre Produkte verkaufen und vermarkten. Sie wollen irgendwann wahrscheinlich auch davon leben können. Etwas überheblich ist es dann also doch, so auf eine junge Fotografin zu reagieren. Denn vom Aussehen auf das Alter zu schließen, kann oftmals nach hinten losgehen. Und dass heutzutage viele junge Leute bei Online- oder traditionellen Medien arbeiten oder einen Blog betreiben (oder beides), ist auch nicht ganz neu. Ich wage auch zu bezweifeln, dass man mit so einer Einstellung Erfolg haben kann. Denn wen man nicht sympathisch findet, dem hilft man auch nicht – man kauft nichts, man betreibt keine Mundpropaganda.

Ich als Bloggerin kann nicht bei jedem Stand fragen, ob ich denn ein Foto machen darf. Wenn die Person das nicht möchte, mache ich keines. Wenn ich merke, sie ist sich nicht sicher, stelle ich mich vor. Aber dass ich die Fotos, die ich mit meiner Spiegelreflexkamera mache, nicht nur für den Heimgebrauch schieße, liegt doch wohl auf der Hand. Und ein bisschen Werbung für einen jungen Designer ist, so denke ich, auch nicht das Schlechteste. Woher kommt also diese Skepsis und Angst vor Fotos, liebe Designer und Aussteller?

4 Comments

  • Reply kdb 22. Dezember 2011 at 11:58

    Grundsätzlich verstehe ich beide Seiten, als Bloggerin will man natürlich eine große Auswahl an Bildern für einen möglichen Artikel haben.
    Als Designerin freue ich mich wenn sich jemand für meine Sachen interessiert und darüber berichten will. Aber es ist nicht jedes Foto und jeder Artikel gute Werbung bzw überhaupt Werbung. Wenn jemand fragt „hey, ich schreib für den Blog x / das Magazin y, darf ich ein Foto von deinen Sachen machen, hier meine Karte, bekomme ich auch eine Visitenkarte von dir etc…“ ist das super und klar sag ich dann ja. Und das bringt dann ja auch der Bloggerin zusätzliche Leser.
    Wenn aber bei einem Markt unzählige Leute mit ihren Kameras relativ wahllos Fotos machen, sich keine Visitenkarten nehmen, und anscheinend keine Ahnung haben was sie da eigentlich fotografieren bringt das mir, als Designerin/Verkäuferin, nichts. (nicht dass du wahllos Fotos machen würdest, aber erfahrungsgemäß gibt es sehr viele fotografierende Besucher die einfach durchschlendern und „aus der Hüfte“ Schnappschüsse machen ohne das man den Eindruck hat, dass überhaupt registriert wird was da gerade fotografiert wird)
    Dein Artikel über den Markt im Semperdepot z.B. bringt den Markt recht nett rüber, und macht Lust sich den mal anzusehen, das ist also gute Werbung für die Veranstalter. Aber bei keinem deiner Fotos steht dabei von wem die einzelnen Stücke sind, von Werbung für die Designer kann man also nicht reden.
    Ich glaube auch, dass es vielen nicht so sehr um die Angst kopiert zu werden geht, sondern um unvorteilhafte Fotos bzw. darum, dass man dann einfach keine Kontrolle darüber hat in welchem Kontext die Fotos gezeigt werden.

  • Reply Teresa 22. Dezember 2011 at 02:02

    Ich halte es mittlerweile so, dass ich nur bei ausgewählten Märkten fotografiere, mir dann aber auch die Arbeit mache bei jedem Designer zu fragen sobald es um Detailaufnahmen geht. Interessant finde ich, dass meist die Meinung einzelner auch den Standpunkt des gesamten Marktes vertritt. Sagt einmal einer nein werden es viele tun. Die Angst ist meiner Meinung nach, dass die Sachen kopiert werden wenn man sie fotografiert. Finde ich ja vor allem deshalb oft interessant weil die gezeigten Stücke sowieso bereits auf Etsy, DaWanda etc. erhältich und fotografisch festgehalten sind.

  • Reply CEEA 21. Dezember 2011 at 23:16

    btw der Button rechts „Vote for me“ geht leider nicht. 🙁

    Meldung bei der Bloggerchoiceaward-Seite..
    Internal Server Error
    The server encountered an internal error or misconfiguration and was unable to complete your request.
    […]

  • Reply CEEA 21. Dezember 2011 at 23:14

    Also das ist echt strange.
    Anscheinend wissen viele noch nicht, das es das große (manchmal böse) Internet gibt und dort gut und leicht „Werbung“ im positiven Sinn für etwas gemacht werden kann.
    Manche wollen es einfach nicht lernen.

    Mir unverständlich, aber das wird schon seine Gründe haben.
    Bekanntlich ist das Internet mehr schlecht als gut… 😉

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